Die Gemeinde Luleå ist bei der Nutzung von Geodaten schon sehr weit gekommen. Nun ist man dabei, mithilfe von Metadaten und offenen und gemeinsam genutzten Daten die Informationsverbreitung zu erleichtern. Jonny Halvarsson von der Geodatenabteilung spricht über die spannenden Anwendungsmöglichkeiten, die sich ergeben, wie z. B. das Fernsteuern von Kameras in der Kanalisation.

Wenn Jonny Halvarsson, GIS-Stratege in der Gemeinde Luleå und Vorsitzender von NorrGIS*, anfängt, über potenzielle Anwendungsmöglichkeiten zu sprechen, die von Geodaten oder GIS-Daten ausgehen, fragt man sich zunächst, ob er eine lebhafte Fantasie hat oder ob er sowohl mit der Verwendung von Geodaten als auch mit den Bedürfnissen der Gemeinde sehr vertraut ist. Alles deutet darauf hin, dass es sich um das Letztere handelt. Oder vielleicht um beides.

Wie wäre es mit „GPS-Punkten“ auf Eislaufmaschinen, die automatisch Informationen darüber übermitteln, wo Interessierte spontan Eishockey spielen können? Oder Sensoren, die überwachen, wie viel Brennholz an öffentlichen Grillplätzen in der Natur vorhanden ist, damit jeder Bürger gemütliche Waldausflüge planen kann. Eine wirklich spannende Idee ist es, Kameras im Abwassersystem („Kanalisation“) fernzusteuern, um den Zustand der Rohre überprüfen und Probleme lösen zu können.

– Fast alle Aktivitäten in einer Gemeinde werden irgendwo durchgeführt, und alles ist irgendwo, verdeutlicht Jonny Halvarsson.

Dies betrifft nicht nur Menschen, sondern auch Ausrüstung, Inventar, Gebäude usw. Neben Freizeitaktivitäten und innovative Lösungen geht es auch um etablierte Aktivitäten wie die Verwaltung von Flächennutzungs- und Übersichtsplänen. Diese werden z. B. für die Planung neuer Wohngebiete und den Bau neuer Schulen mit verschiedenen Einrichtungsarten verwendet. Heute gibt es in Luleå etwa 20 Systeme, die Geodaten verschiedener Art erzeugen, sowohl zur Bildschirmwiedergabe als auch für Papier.

Überfüllter GIS-Server

Kurz gesagt, das meiste, was in einer Gemeinde geschieht, ist an einen geografischen Ort, bzw. an Geodaten, gebunden. Luleå ist bei der Nutzung davon schon sehr weit gekommen. Der Großteil der Digitalisierung von Karten, welches als Einstieg in die Nutzung von Geodaten angesehen werden kann, ist bereits erfolgt. Heute liegen über 1,3 TB Geodaten in Form von Dateien auf dem GIS-Fileserver der Gemeinde. Und diese Menge nimmt ständig zu. Dazu kommt noch eine Reihe von weiteren Datenbanken.

Wie sollen alle Geodaten genutzt werden? Wie wird sie bereits genutzt? Was sind die Herausforderungen? Und was ist überhaupt der Verwendungszweck von Geodaten? Wir fangen mit der letzten Frage an.

– Ziel ist es, die Nutzung von Geodaten in der gesamten Gemeinde zu steigern. Wir möchten, dass Mitarbeiter selber auf die benötigten Geodaten zugreifen können und nicht erst zur Geodatenabteilung kommen sollen, um sie anzufordern. Und wir wollen allen Einwohnern der Gemeinde helfen, gute Entscheidungen zu treffen, erklärt Jonny Halvarsson.

Es geht also nicht nur darum, die internen Abläufe der Gemeinden mittels eines leichteren Zugangs zu Geodaten zu beschleunigen, sondern auch den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger gerecht zu werden. Das gilt für alles, von gespülten Eisbahnen bis hin zur Gestaltung von Wohngebieten. Deshalb arbeiten Jonny Halvarsson und 13 Kollegen mit unterschiedlichen Aufgaben in der Geodatenabteilung (GIS-Entwickler, GIS- und Karteningenieure, Vermessungsingenieure und eine Person, die ein geotechnisches Archiv verwaltet) daran, Geodaten zu ermitteln, sammeln, verwalten und verfügbar zu stellen.

Ein Zeichen für den Fortschritt ist, dass in Schweden abgesehen von Luleå nur Stockholm und Göteborg über fast vollständig digitalisierte geotechnische Archive verfügen. Die Tatsache, dass Luleå so weit vorne liegt, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Technische Universität Luleå schon sehr früh eine Ausbildung im GIS-Bereich anfing anzubieten. Jonny Halvarsson machte dort 1994 seinen Abschluss als GIS-Ingenieur.

Neue Arbeitsmethoden

Die Aktivitäten der Fachgruppe Geodaten sind gleichermaßen darauf ausgerichtet, sowohl bestehende technische Lösungen effizienter zu gestalten als auch neue einzuführen. Das bedeutet insbesondere die Einführung neuer Verwaltungslösungen. Die Arbeit umfasst Schulungs- und Informationsveranstaltungen. Es ist wichtig, Fachkenntnisse zu erweitern und neue Arbeitsweisen zu ermöglichen. Wie Jonny Halvarsson es beschreibt, „Digitalisierung bedeutet neue Arbeitsweisen“.

Ein wichtiger Aspekt der Arbeit ist die effiziente Verwaltung der Daten. Dazu gehören Geodaten selbst, aber auch Links zu anderen Datenarten. Der Wert von Geodaten steigt oft erheblich, wenn sie mit anderen Datenarten verknüpft werden. Ein einfaches Beispiel dafür ist die Möglichkeit, eine Adresse wie „Storgatan 1“ schnell in einen Punkt auf einer Karte umzuwandeln. Ein anspruchsvolleres Beispiel ist die Beschreibung der Dichte eines bestimmten Gerätetyps auf einer Landkarte oder in Tabellenform.

Eine wichtige Aufgabe besteht darin, Geodaten und andere Daten auf einfache Weise durchsuchbar zu machen, um den Nutzern einfache Lösungen zu bieten und um die Verbreitung, gemeinsame Nutzung, Veröffentlichung und den Zugang zu Daten zu erleichtern. Das Rückgrat, um all dies zu erreichen, ist die Arbeit mit Metadaten, d. h. mit Daten über Daten. Und zwar auf standardisierte Weise, zum Beispiel nach dem DCAT-AP-Standard. Dies ermöglicht sowohl eine einheitlichere und effizientere Verwaltung als auch eine bessere Auffindbarkeit der Daten.

– Wir arbeiten weiterhin daran, technische Lösungen zu liefern und Beschreibungen sowohl für die IT-Unterstützung als auch für die verwendeten Daten sicherzustellen. Dazu gehören Informationen darüber, wann die Daten erstellt wurden, von wem sie stammen und wo sie verfügbar sind, sagt Jonny Halvarsson.

Offene Daten erleichtern

Offene und gemeinsam genutzte Daten sind Teil eines Prozesses, ebenso wie technische Plattformen und Dienste, die diese Daten verwalten, etwa mit Hilfe von Standards für Metadaten. Es versteht sich von selbst, dass solche Technologielösungen die Sammlung, Beschreibung und Veröffentlichung von Daten erleichtern sollten und dass sie während des gesamten Lebenszyklus von Datensets nutzbar sein sollten, also nicht nur für einmalige Nutzungen.

– Wir überarbeiten derzeit unsere GIS-Plattform und unser Geodatenlager. Wir streben ein einfacheres, besseres GIS-Portal an, in dem es einfacher ist, Daten zu finden und auf Anwendungen und Kartenlösungen zuzugreifen. Ein Teil des Portals besteht darin, zu beschreiben, was sich darin befindet. Dabei spielen Metadaten eine sehr zentrale Rolle. Wir wollen, dass die Metadaten offen und an einem Ort verfügbar sind, so dass andere sie nutzen können, sagt Jonny Halvarsson.

Er nennt EntryScape von MetaSolutions als ein mögliches Werkzeug dafür, das auch zum Sammeln und Veröffentlichen von Datensätzen in Form von offenen Daten verwendet werden kann.

* NorrGIS ist der nordschwedische Verband für GIS- und GIT-Entwicklung. GIS steht für Geografisches Informationssystem und GIT für Geografische Informationstechnologie.